Kindergebärden – 7 wissenschaftliche Artikel

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>> Die Welt der Kindergebärden ist bunt

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Kindergebärden, Babysignal, Babyzeichen, Babygebärden, Zwergensprache, lautsprachbegleitende und lautsprachunterstützende Gebärden, gebärdenunterstützte Kommunikation — die verschiedenen Begriffe, die genutzt werden, sind zunächst verwirrend. Doch eines haben alle gemeinsam: Die Freude an der gemeinsamen Kommunikation.

Was ist der Unterschied?

Hinter allen Bezeichnungen steckt die Idee begleitend zur Sprache Gebärden zu nutzen, um die wichtigste Aussage eines Satzes – das Schlüsselwort – zu betonen.

Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG) JEDES gesprochene Wort wird mit der passenden Gebärde begleitet, so z.B. auch die Worte der, die, das, ein, eine.
Die Gebärden werden nicht vereinfacht oder einer anderen Sprache entnommen.
LBG sind mit anderen Worten „gebärdetes Deutsch“.

Lautsprachunterstützende Gebärden (LUG) Das Schlüsselwort eines Satzes wird gleichzeitig mit der passenden Gebärde unterstützt, um dieses Wort besonders hervorzuheben.
Die Gebärden werden nicht vereinfacht oder einer anderen Sprache entnommen.

Synonyme für LUG

  • Kindergebärden
    Den Begriff Kindergebärden hat Birgit Butz und Anna-Kristina Mohos geschaffen, da die Bezeichnung Lautsprachunterstützende Gebärden sehr sperrig ist.
    Ferner bezeichnet man ein Kind nur im ersten Lebensjahr als Baby. Da erst im zweiten Lebensjahr Kinder verstärkt Gebärden nutzen, verdeutlicht das Wort Kindergebärden, dass Kinder gebärden.
    Kindergebärden im Sinne von Butz und Mohos werden in keiner Weise vereinfacht, verallgemeinert oder einer anderen Sprache entnommen.
    Es werden die originären Gebärden der Deutschen Gebärdensprache genommen.
    Sofern Gebärdenmaterial von Butz und Mohos genutzt wird, sind diese zu 100 Prozent Gebärden der DGS. Bei anderen Anbietern muss dies erfragt werden.
  • Babyzeichen – Babyzeichensprache – Babygebärden
    Es werden keine Zeichen genutzt werden, sondern Gebärden aus dem Wortschatz von hörgeschädigten Menschen.
    Insofern ist der Begriff Babyzeichen nicht richtig. Babyzeichensprache ist ebenfalls nicht korrekt, denn es handelt sich nicht um eine (ausgereifte) Sprache, die die Kleinkinder benutzen, sondern eher um ein vorsprachliches Sich-Mitteilen.
    Der Begriff Babygebärden wäre deshalb passender. Ein Kind wird jedoch nur in den ersten zwölf Lebensmonaten als Baby bezeichnet, dann ist es ein Kind. Kindergebärden ist deshalb die umfassendste und semiotisch richtige Bezeichnung.
    Hinweis: Je nach Anbieter können bei Babyzeichen, Babyzeichensprache, Babygebärden können einige vereinfachte oder verallgemeinerte Gebärden enthalten sein oder einer anderen Gebärdensprache als der DGS entnommen worden sein.
  • Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK)
    GuK wird Kindern angeboten, die nur über ein gewisses Maß kontrolliert einsetzbarer Handbewegungen verfügen.
    Die sprachbegleitenden Gebärden sind deshalb vergleichsweise einfach gehaltenen, d.h. sie entsprechen nicht den Gebärden der Deutschen Gebärdensprache. Es können jedoch einige Gebärden ähnlich sein. Es wird lediglich das Schlüsselwort mit einer Gebärde betont. Zu den vereinfachten Gebärden gehört auch die Sammlung “Schau doch meine Hände an” .

Warum gibt es unterschiedliche Gebärden für das gleiche Wort?

Kindergebärden entsprechen den Gebärden der Deutschen Gebärdensprache – DGS. Das ist die Sprache, die taube Menschen in Deutschland zur Kommunikation nutzen. Kindergebärden sind weder vereinfacht noch abgewandelt. Und doch kann es sein, dass du unterschiedliche Gebärden für das gleiche Wort siehst. Das hängt damit zusammen, dass auch die Gebärdensprache Dialekte kennt. So wird z.B. Hund in Norddeutschland anders gebärdet als in Berlin. Oder die Wochentage und Monate werden in Norddeutschland anders dargestellt als in Süddeutschland.
Bei der Auswahl von Kindergebärden haben wir Gebärden ausgesucht, die besonders bildhaft sind. So haben wir z.B. für Schneemann die Gebärde ausgewählt, die das Nachformen des Schneemann-Körpers darstellt. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Gebärden aus Schnee und Mann zusammenzusetzen.
Oft sagen Hörende, wenn sie von diesen Unterschieden erfahren: “Die Gebärden kann man doch vereinheitlichen, das ist so verwirrend!” Hand aufs Herz: Brötchen oder Semmel? Brathähnchen oder Broiler? Wischlappen oder Feudel? Wer soll auf sein bekanntes Wort verzichten? Regionale Unterschiede sind ein Teil unserer Sprach-Kultur. Und so soll es auch bei der Gebärdensprache sein.
Sofern du wissen möchtest, ob die Gebärden bei Babsignal oder Zwergensprache vereinfacht werden, wende dich bitte an den Anbieter.

Weitere Erläuterungen findest du im wissenschaftlichen Artikel “Gebärdensprache, lautsprachunterstützende Gebärden und Bildkarten” – siehe unten.

>> Kindergebärden – wissenschaftliche Aufsätze

PD Dr. Mechthild Kieglemann, Berenike Keppler-Rau und auch Barbara Hänel-Faulhaber haben sich in ihren Aufsätzen mit dem Thema “Gebärden mit Kindern” ( Kindergebärden, Babyzeichen, Babyzeichensprache, Babygebärden) auseinandergesetzt. Hier findest du sechs wichtige wissenschaftliche Artikel:

 

> Gebärdensprache, lautsprachunterstützende Gebärden und Bildkarten

Haenel_Faulhaber_GebaerdenspracheInklusive sprachliche Bildung in Kindertageseinrichtungen unter Berücksichtigung alternativer Kommunikationssysteme
von Barbara Hänel-Faulhaber, 2018  >> Artikel Lautsprachunterstützende Gebärden
Frühe inklusive Sprachbildung wird meistens im Zusammenhang mit Lautsprachen diskutiert. Aber auch Kinder mit Hör- und Sprechbeeinträchtigungen sowie kognitiven Einschränkungen haben Anspruch auf positive Kommunikationserfahrungen und individuelle sprachliche Unterstützung im Kita-Alltag. Visuelle Verständigungsformen – etwa mit Hilfe von Gebärden und Bildkarten – können alternative Wege für die Sprachförderung eröffnen.

 

 

> Gebärden als eine Möglichkeit zur Unterstützung der Kommunikation in inklusiven Kinderkrippen

Gebärden inklusive Krippenvon Franziska Wolf, 2014  >> Artikel Gebärden in Kinderkrippen

Mit dem Ausbau von Betreuungsplätzen in Kindertageseinrichtungen und der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention kommen neue Herausforderungen auf pädagogische Fachkräfte zu. Eine wesentliche Herausforderung könnte in einer inklusiven Kinderkrippe die Kommunikation zwischen Kindern und pädagogischen Fachkräften darstellen. Da die verbale Kommunikation bei Kindern zwischen ein und drei Jahren noch nicht bzw. noch nicht vollständig ausgeprägt ist, müssen nonverbale Kommunikationsformen ins Zentrum der Interaktion rücken. Gebärden können dabei als eine Möglichkeit zur Unterstützung der Kommunikation dienen.

 

 

> Gebärdenkommunikation mit Babys und Kleinkindern Handbuch

wissenschaftliches Handbuch

Zweijähriges EU-Projekt zum Thema Gebärdenkommunikation mit Babys und Kleinkindern, 2012 >> Artikel Gebärdenkommunikation

Dieses Handbuch ist eines der wichtigsten Produkte des Multilateralen Comenius Projektes “Tiny Signers”. Es stellt bilinguale Modelle des frühen Spracherwerbs für gehörlose und hörende Kinder im Alter von unter drei Jahren mittels der Verwendung von gesprochener und Gebärdensprache in der Kinderbetreuung bzw. in Bildungseinrichtungen der verschiedenen Länder der Projektpartner vor. Mit zahlreichen Gebärden der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS)

 

 

 

> Die Beziehung zu Kindern in der Krippe gestalten – Gebärden und Gesten als pädagogisches Hilfsmittel

von Kinder Krippe Gebärden und Gesten BabyzeichenspracheJanina Spieß, 2012  >> Leseprobe Gebärden und Gesten als pädagogisches Hilfsmittel

Das Thema “Gebärden und Gesten im pädagogischen Alltag der Krippe” ist ein neues Thema im frühpädagogischen Handlungsfeld. Um diesem Themenkomplex näher zu kommen und als ein Hilfsmittel der Beziehungsgestaltung anzusehen, beschäftigt sich dieses Buch mit den Fragen, ob Gebärden und Gesten in den Institutionen des Elementarbereichs als pädagogisches Hilfsmittel eingesetzt werden können, ob sie die Beziehungsgestaltung zu Kindern in der Krippe beeinflussen können und in welchem theoretischen Rahmen diese begründet werden. 

 

 

 

 

 


> Warum und wodurch fördern Handgestenspiele die Sprech- und Sprachentwicklung?

Pdf

von Berenike Keppler-Rau, Dozentin für Sprechen beim Landesprojekt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg “Singen-Bewegen-Sprechen“ (SBS), 2011 >> Artikel Handgestenspiele

Der Zusammenhang zwischen Handmotorik und Mundmotorik ist vor allem empirisch erwiesen. Die Wissenschaft ist sich einig darin, dass die Entwicklung der Feinmotorik der Hände und die Entwicklung des Sprechens zusammenhängen und sich wechselseitig fördern und beeinflussen, obwohl die genauen Zusammenhänge noch ungeklärt sind. Alle diesbezüglichen Erkenntnisse beruhen auf beobachtbaren Phänomenen, wie den folgenden.

> Baby Signing (Kindergebärden) – Eine Einschätzung aus entwicklungspsychologischer Perspektive

Mechthild Kiegelmannvon PD Dr. Mechthild Kiegelmann, Universität Trier, 2009  >> Artikel Baby Signing

Erschienen in „Das Zeichen“ – Zeitschrift für Sprache und Kultur Gehörloser. DZ 82/ Juli 2009 ww.sign-lang.uni-hamburg.de
In diesem Beitrag wird das Phänomen des populären Baby Signings beschrieben. Verschiedene Variationen der Ausführungsformen dieser pädagogischen Intervention in die Sprachentwicklung von Kindern beleuchtet: Die Art des Zeihensystems, die Menge der verwendeten Gebärden und die Bandbreite an Veränderung von Alltagskommunikation aufgrund des Baby Signings.

 

 

 

 

 

> Baby-Zeichensprache – ein ratsamer Ansatz?

kita aktuell Prof. Dr. Barbro Walker, Professorin für Kindheitspädagogik, Hochschule für Angewandte Pädagogik, Berlin
>> Artikel Baby-Zeichensprache – ein ratsamer Ansatz?

Warum Zeichen- und Gebärdensprache für Kleinstkinder kritisch zu bewerten ist ■ Seit etwa
10 Jahren wird in der pädagogischen Ratgeber-Literatur und in Eltern-Zeitschriften ein Ansatz beworben, dessen Ziel es ist, Kleinstkindern vor ihrem eigentlichen Spracherwerb eine Art Zeichen- bzw. Gebärdensprache beizubringen. Artikel erschienen in KiTa aktuell 01/2018 >> weitere Informationen zu Kita aktuell